Ein Kommentar von Ernst Wolff .
Der Bitcoin-Kurs ist in dieser Woche kometenhaft in die Höhe geschossen und veranlasst momentan immer mehr – vor allem junge – Kleinanleger, ihr Glück in der Spekulation mit Kryptowährungen zu suchen. Eine nüchterne Analyse der derzeitigen Situation des Finanzsystems und der Entwicklung der Kryptowährungen sollte sie allerdings sehr vorsichtig machen.
Das globale Finanzsystem ist nach dem Beinahe-Crash von 2008 nur durch das Eingreifen von Staaten und Zentralbanken am Leben erhalten worden. Die Zentralbanken haben riesige Geldsummen geschaffen und sie zu immer niedrigeren Zinssätzen vergeben. Offiziell ist das geschehen, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Tatsächlich aber hat es das internationale Finanzcasino weiter angekurbelt.
Dieses Casino ist inzwischen vollkommen außer Kontrolle geraten. Allein der US-Börsenindex Dow Jones hat in diesem Jahr um 25 Prozent zugelegt, mehr als sechzig neue Rekorde aufgestellt und Großinvestoren riesige Gewinne beschert. Da die weitgehend stagnierende Realwirtschaft im Vergleich zum Finanzsektor erheblich geringere Profite bietet, suchen diese Investoren zurzeit händeringend nach anderen Möglichkeiten, das gewonnene Geld einzusetzen.
Auf dieser Jagd haben sie die Kryptowährungen, allen voran Bitcoin entdeckt. Eigentlich waren die Kryptowährungen ja angetreten, um das Finanzsystem zu revolutionieren und die Macht der Banken zu brechen. Hintergrund ist die Blockchain-Technologie, die durch das direkte Verschicken von Geld in Form verschlüsselter Datensätze Überweisungen über Kreditinstitute überflüssig machen sollte.
Der Finanzsektor aber hat auf seine Weise auf die Herausforderung reagiert: Er bekämpft oder ignoriert die Kryptowährungen nicht mehr, sondern verleibt sie sich ein. Inzwischen legen diverse Banken und Börsen Derivate auf, mit denen man auf die Kurssprünge beim Bitcoin wetten kann. D.h.: Der Bitcoin, einst von Kritikern des Bankensystems zu seinem Sargnagel erklärt, ist zum Bestandteil dieses Systems geworden – als Spekulationsobjekt.
Das große Problem dabei ist, dass Kryptowährungen im Gegensatz zu allen ständig wiederholten Behauptungen ihrer Fürsprecher keine Währungen sind und darüber hinaus gegenüber vielen anderen Spekulationsobjekten einen riesigen Nachteil haben: Sie besitzen keinen inneren Wert. Damit unterscheiden sie sich zum Beispiel grundlegend von den Edelmetallen.
Warum aber springen dann große Investoren in aller Welt auf den Bitcoin-Zug auf? Die Antwort ist simpel: Weil hier schnelles Geld zu holen ist und diese Leute wissen, wie man Märkte durch seine Marktmacht manipuliert. So haben Großunternehmen wie Apple, Google und Amazon ihre Aktienkurse in der jüngeren Vergangenheit durch Rückkäufe ihrer eigenen Aktien erheblich angetrieben. Die übermächtigen Zentralbanken sind noch weiter gegangen: Sie haben durch Anleihenkäufe ganze Staaten vor der Pleite bewahrt, um deren Banken (und so das globale Finanzsystem) am Leben zu erhalten.
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Teil des Finanzsystems geworden sind, sondern mittlerweile von den großen Marktteilnehmern nach deren Wünschen manipuliert werden können. Zudem hat der Hype um Kryptowährungen fürs globale Finanzsystem einen großartigen Nebeneffekt: Er entzieht den überhitzten Märkten Geld und sorgt so für eine leichte Entspannung.
Wie lang wird das so weitergehen? Das kann niemand voraussagen. Es ist gut möglich, dass der Bitcoin-Kurs noch zulegt und sogar noch weitere Rekordmarken reißt. Aber das zeigt nur, wie stark das Interesse von Spekulanten an Bitcoin geworden ist und dass es mittlerweile zu einer prall gefüllten Blase am Markt geführt hat.
Wann diese Blase platzen wird, werden vermutlich einige der ganz großen Player am Markt entscheiden. Niemand kann sie daran hindern, Absprachen zu treffen und urplötzlich aus dem Bitcoin auszusteigen. Dann allerdings werden wir einen historischen Crash erleben, der gewaltige Vermögenswerte vernichtet und bei dem vor allem Kleinanleger auf der Strecke bleiben werden…weiterlesen hier: https://kenfm.de/tagesdosis/
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